Unser Stammtisch
Überblick Wer wir sind und was wir machen
Der Asperger-Stammtisch Frankfurt am Main entstand 2008 als unabhängiger und niedrigschwelliger Freizeittreff für Erwachsene im Autismusspektrum aus dem Rhein-Main-Gebiet. Er wird von keiner Institution getragen und beruht ausschließlich auf ehrenamtlichem Engagement.
Im Ballungsraum Rhein-Main lebt etwa eine Million Menschen im Erwachsenenalter. Wenn, wie heute angenommen wird, davon etwa ein Prozent dem »Autismusspektrum« zuzurechnen ist, so wären das um die 10 000 Personen. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Informations-, Beratungs- und Gesprächsangeboten zum Themenkreis Autismus. Zum Glück gibt es dafür gut organisierte Anlaufstellen wie den Autismus-Regionalverband Rhein-Main. Aber nicht alle Erwachsenen im Autismusspektrum fühlen sich in einem eher familienorientierten Verein gut aufgehoben. Wir wenden uns an diejenigen, die abseits von Verbandsstrukturen die Begegnung mit ähnlich gearteten Menschen suchen. Vor allem wollen wir ganz bewusst keine »Autismus-Blase« sein. Sondern uns geht es um ein möglichst normales Miteinander bei gleichzeitiger Rücksichtnahme auf unsere Besonderheiten. In einfachen Worten: Man kann sich bei uns normal unterhalten, ohne beispielsweise unbedingt Blickkontakt halten zu müssen.
Die Diagnose Asperger-Syndrom ist inzwischen durch »Autismusspektrum-Störung« ersetzt worden. Wir führen weiterhin den Namen Asperger-Stammtisch, weil die Bezeichnung »Asperger« als etablierter »Markenname« mit hohem Wiedererkennungswert am ehesten unsere Zielgruppe benennt: den Teil des Autismusspektrums mit hoher Selbstständigkeit.
Für wen ist der Asperger-Stammtisch da?
Der Asperger-Stammtisch ist da für Menschen, die bei uns Anschluss und Gemeinschaft suchen und an längerfristiger Teilnahme interessiert sind. Bei uns treffen sich Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 60. Unsere Gäste schätzen bei uns die Möglichkeit des zwanglosen Kontakts, den sie anderswo schwer finden. Die meisten sind seit vielen Jahren dabei.
»Ich nehme am Asperger-Stammtisch teil, weil ich mich mit Gleichgesinnten auf Augenhöhe austauschen und neue Kontakte knüpfen möchte.«
Wir haben in den letzten Jahren einen enormen Zulauf erlebt, der uns manchmal an Kapazitätsgrenzen führt. Das zwingt uns unweigerlich dazu, unsere Zielgruppe einzugrenzen. Wer bei uns teilnehmen möchte, sollte nach Möglichkeit eine Autismusspektrum-Diagnose haben oder eine solche anstreben (siehe dazu die Hinweise auf dieser Seite). Reine Selbstdiagnosen ohne jede fachliche Abklärung sind erfahrungsgemäß nicht immer richtig, weil über das Thema Autismus viele Missverständnisse kursieren: Wir halten Instagram und TikTok nicht für zuverlässige Informationsquellen. Andererseits wissen wir sehr gut, dass der Weg zur Diagnose meist langwierig und mühsam ist. Auch zeigt die Erfahrung, dass in manchen Fällen verschiedene Fachleute mit gleicher Qualifikation und gleichem Untersuchungsinstrumentarium zu unterschiedlichen Einschätzungen gelangen: Niemand ist unfehlbar, und die Diagnostik ist nicht immer eindeutig, in Grenzfällen bestehen Ermessensspielräume. Auch wir müssen in Zweifelsfällen individuell entscheiden, wer zu uns passt. Wir sind also offen sowohl für Personen mit Autismusspektrum-Diagnose als auch für solche, bei denen ein begründeter Verdacht und der Wille besteht, diesen zu klären.
»Kontaktsuche, zu Menschen die ähnlich sind wie ich, ohne Vorurteile.«
Wir sind keine Selbsthilfegruppe, keine Beratungsstelle und kein Informationsbüro. Wir sind keine Anlaufstelle für Neugierige. Wir können professionelle Leistungen im Bereich Diagnostik und Therapie weder ersetzen noch empfehlen oder vermitteln. Wir können auch nicht jede individuelle Problematik (etwa in Bezug auf spezielle Komorbiditäten, Alkoholismus usw.) auffangen. Wir sind keine Plattform für Selbstdarsteller oder Personen mit missionarischen Ambitionen gleich welcher Art. Wir erwarten von unseren Gästen die Bereitschaft, sich in eine gewachsene Gemeinschaft einzufügen.
»… eine soziale Einstiegshilfe für Kontaktschwächlinge wie mich.«
Weiterhin müssen wir erwarten, dass die Teilnahme bei uns auf eigenem Interesse und Antrieb beruht. Personen, die von Eltern, Angehörigen oder Partnern oder auch Therapeuten zu uns gelotst werden, verschwinden aller Erfahrung nach bald wieder. Der Stammtisch macht Arbeit: Wir machen das gerne für Menschen, die ein ernsthaftes Interesse an uns haben.
Was bietet der Asperger-Stammtisch?
»Persönlicher Austausch, angenehme Atmosphäre, nette Leute, gleichgesinnte Kontakte.«
Wir treffen uns in der Regel einmal im Monat in verschiedenen Gaststätten in zentraler Lage in Frankfurt, die auch für Auswärtige mit öffentlichen Verkehrsmitteln bequem zu erreichen sind. Wir bevorzugen inhabergeführte Lokale mit vertretbarem Preis-Leistungs-Verhältnis und bieten im Wechsel unterschiedliche Geschmacksrichtungen von traditionell deutsch bis authentisch südindisch.
Außerdem finden im Sommer gelegentlich Ausflüge im Freien statt. Wir haben damit in der Zeit pandemiebedingter Restriktionen für die Gastronomie begonnen. In Zeiten rapide steigender Preise bieten wir damit Alternativen ohne Gastronomiebesuch und Verzehrzwang an.
»Ich gehe zum Asperger-Stammtisch, um neue Leute kennenzulernen, in deren Gesellschaft ich mich nicht so anstrengen muss.«
»Ich komme zum Stammtisch, um wenigstens ein paar soziale Kontakte zu haben.«
Wenn Du Dich durch unsere Angebote angesprochen fühlst und dabeisein möchtest, dann nimm gerne Kontakt mit uns auf. Wir laden Dich so bald wie möglich ein. Wir weisen vorsorglich darauf hin, dass bei starkem Andrang eventuell Wartezeiten anfallen können.
Andere über uns
Im Selbsthilfeforum von Aspies e. V. schrieb jemand über unseren Essay Aspergers langer Schatten:
»Manchen dürfte dieser Artikel runtergehen wie Honig, andere sollten vor der Lektüre ihre Blutdruck-Manschette anlegen, um entgleisende Vitalparameter zu verhindern.«
Wir freuen uns über die Resonanz – und mehr noch darüber, dass sie positiv ausfiel!
Unsere Treffpunkte
Rumi’s: Unser Gründungsort. In dem Ecklokal in der Frankenallee haben sich inzwischen Afghanen niedergelassen.
Ganesha: Südindien in Frankfurt: Unschlagbar authentisch.
Asian Flavors: Ruhiges Chinarestaurant im Gallusviertel, wo man auch richtiges chinesisches Essen bekommt.
Meaza’s Place: Authentisch ostafrikanisch, erstklassiges Essen zu zivilen Preisen!
Fennischfuchser: Frankfurter Traditionslokal, wo sich über Jahrzehnte wenig verändert hat.
Unser Netzwerk
Wir bieten ein eigenes, geschütztes soziales Netzwerk zur Diskussion und Vertiefung von Kontakten. Teilnehmen kann, wer durch Besuch des Stammtischs persönlich bekannt ist.
Wir sind auch per Videokonferenz erreichbar.
Ein langjähriger Stammgast freut sich über Besuche seiner originellen Webseite. Wer gerne Rad fährt, könnte dort Anregungen finden.
Service: Hinweise zur Diagnostik
Unser Stammtisch ist in erster Linie dazu da, dass Menschen mit autistischen Eigenschaften eine angenehme Zeit miteinander verbringen. Natürlich wird dabei manchmal auch zwanglos über zielgruppenspezifische Themen wie Diagnostik, Therapie, Nachteilsausgleiche usw. gesprochen.
Unsere Zielgruppe ist in einem großen Ballungsraum keineswegs klein, das Platzangebot jedoch begrenzt. Wer zum Asperger-Stammtisch kommen möchte, sollte eine Autismusspektrum-Diagnose idealerweise schon haben oder sich um eine solche bemühen – was allerdings in Anbetracht der starken Auslastung der Fachambulanzen meist viel Geduld erfordert. Der nicht selten steinige Weg zur Diagnose liegt in der individuellen Verantwortung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wir können hierzu keine Beratung anbieten, wohl aber einen Überblick zu Erfahrungen mit in Frage kommenden Diagnosestellen.
Für die Diagnostik werden üblicherweise zwei bis drei Termine angesetzt. An Universitätskliniken ist in der Regel eine Überweisung durch einen Facharzt für Psychiatrie erforderlich. Vorab müssen meist Fragebögen beantwortet werden. Häufig wird, wenn möglich, eine Fremdanamnese durch Eltern gewünscht.
Nicht in allen Fällen gelangen verschiedene Diagnostiker zu gleichen Einschätzungen. Manchmal kann es sinnvoll sein, eine Zweitmeinung einzuholen. Zu beachten ist: Nach Literaturangaben werden an Fachambulanzen weniger als die Hälfte der Verdachtsfälle bestätigt. Die Autismusforschung des Max-Planck-Instituts in Göttingen ist zu der Einschätzung gelangt, dass etwa 40 Prozent der Autismusspektrum-Diagnosen falsch sind: Autismus wird häufig mit Persönlichkeitsstörungen verwechselt, die Grenzen sind fließend.
Sofern nicht anders angegeben, werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Angaben beruhen auf Erfahrungsberichten, teilweise auch auf Selbstauskunft der Diagnosestellen. Sie sind aber ohne Gewähr und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Sie summieren das, was Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Stammtischs erlebt haben.
Autismus-Therapieinstitut Langen – Robert-Bosch-Straße 11B, 63225 Langen, Tel. (0 61 03) 20 28 60 (mit mehreren Filialen in Süd- und Mittelhessen)
Bietet nach eigenen Angaben für Erwachsene eine Vordiagnostik durch im Bereich Autismusspektrum geschulte Psychotherapeuten, die ggf. durch andere Institute zu überprüfen ist. Kosten um 500 € (keine Kassenleistung). Da es sich primär um ein Therapieinstitut handelt, werden die Befunde zumeist von Behörden nicht anerkannt.Dr. med. Joachim Becker – Südanlage 21c, 35390 Gießen, Tel. (06 41) 49 90 14 14
Niedergelassener Psychiater für Kassen- und Privatpatienten mit umfassender Qualifikation im Bereich Autismusspektrum. Schnelle Terminvergabe. Diagnostiziert nach strengen Kriterien.Dr. Sabine Feineis-Matthews – Altkönigstraße 22, 61476 Kronberg, Tel. (0 61 73) 9 53 33 - 01
Ehemalige Mitarbeiterin der Autismus-Forschungsgruppe der Uniklinik Frankfurt. Approbation als Therapeutin für Kinder und Jugendliche, kann Leistungen für Erwachsene daher nur nach dem Heilpraktikergesetz für Selbstzahler anbieten, Kosten: ca. 600 €. Relativ schnelle Terminvergabe. Diagnostiziert »großzügig« auch Personen, die an anderen Fachinstituten keine Diagnose erhalten. Befunde werden von Behörden anerkannt.Dr. med. Christine Preißmann – Theodor-Clausen-Straße 4, 64380 Roßdorf, Tel. (0 61 54) 5 75 47 86 (Mo. 12.30–13.20 Uhr, Fr. 7.00–7.50 Uhr)
Fachärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapie, selbst autistisch. In der Regel drei Termine. Die Logik ihrer Entscheidungen erscheint mitunter undurchsichtig und nicht nachvollziehbar.Dr. med. Norwin Schmitt – Taunusstraße 9, 65183 Wiesbaden, Tel. (06 11) 20 57 96 70
Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie für Kassen- und Privatpatienten, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für neurowissenschaftliche Begutachtung. Hat in einem Gutachtenfall schnell und unkompliziert eine Diagnose gestellt.Schwerpunktambulanz für Autismus im Erwachsenenalter an der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Heinrich-Hoffmann-Straße 10, 60528 Frankfurt, Tel. (069) 63 01 - 50 79
Wartezeit mehrere Monate, die Warteliste wird bei sehr hoher Nachfrage phasenweise geschlossen. Fragebögen für Patienten und Angehörige/Freunde. Drei Termine mit Interviews und Tests (ADOS2).Spezialambulanz Autismus im Erwachsenenalter der Universitätsklinik Köln – Tel. (02 21) 4 78 - 7 67 14
Leitung: Prof. Dr. Kai Vogeley. Institut mit hoher Reputation. Sehr lange Wartezeiten. Zwei bis drei Termine mit längeren Intervallen. Der Vorteil hoher Kompetenz und langjähriger Erfahrung verbindet sich mit den Nachteilen des überlaufenen Massenabfertigungsbetriebs: Uns sind sowohl Fälle bekannt, wo sorgfältige und gut strukturierte Untersuchungen erfolgten, als auch solche, wo Zeitdruck, schlechte Vorbereitung und Fahrlässigkeit zu Fehlleistungen führten. Diagnosen aus Köln haben ein hohes Prestige.Zentralinstitut für seelische Gesundheit – J 5, 68159 Mannheim, Tel. (06 21) 17 03 - 28 50
Überweisung durch Facharzt erforderlich, an den der Befund gesendet wird. Wartezeit mehrere Monate, drei Termine, sorgfältige Diagnostik mit Fragebögen, Gesprächen und ADOS2-Test.